Hallo,
obwohl der September noch nicht zu Ende ist, kann man heute schon sagen, dass die Bedingungen der Baur – Regel dieses Jahr erneut gegeben sind.
Die Regel lautet: „Wenn im letzten Septemberdrittel der mittlere Luftdruck in Berlin und Moskau über dem Regelwert, in Moskau um mehr als 2 hPa darüber liegt und wenn in Moskau auch der mittlere Luftdruck des ganzen September höher als normal ist, dann kann mit hoher Wahrscheinlichkeit in Mitteleuropa ein milder Winter erwartet werden.“
Seit 1880 waren die Voraussetzungen 25 mal vorhanden und kein Folgewinter wurde zu kalt. Allerdings stimmt diese Aussage nur, wenn man berücksichtigt, dass Baur sich dabei auf den Temperaturdurchschnitt von 1760 – 1970 bezog, den sogenannten Baurschen Werten. Mitteleuropa wird dabei repräsentiert durch 4 Orte (mit langer Temperaturreihe) De Bilt, Potsdam, Basel und Wien. Und man sollte beachten, dass in den Jahren, in denen die Bedingungen nicht gegeben sind, der Winter trotzdem zu mild werden kann, es gibt also keine „Umkehrung“ der Regel.
Daraus folgt, dass natürlich Winter vorkommen können, die nach einem anderen Temperaturmittel (z. B. 1981 – 2010) zu kalt sind. Der kälteste Winter, der unter diesen Bedingungen auftrat, war 2005/06, er hatte in Deutschland einen Temperaturdurchschnitt von -0,7°C, war also sowohl gegenüber 1961 – 90 und natürlich auch gegenüber 1981 – 2010 zu kalt. Gegenüber den Baurschen Werten betrug die Abweichung jedoch 0,0 K.
Welche Bedeutung hat diese Regel nun unter veränderten Klimabedingungen heute noch? Ich denke, sie schließt einen kälteren Winter als 2005/06 aus, anscheinend war dieser Winter die kälteste Variante unter den gegebenen Umständen, das heißt wiederum, ein 1995/96 oder ein 1986/87 oder ein 2009/10 wird es im kommenden Winter nicht geben.
Im Folgenden zähle ich die Jahre auf, in denen die Voraussetzungen der Regel erfüllt waren. Außerdem nenne ich den Temperaturdurchschnitt „in Deutschland“ (°C)und die Abweichung zum Durchschnitt des jeweiligen Jahrzehnts (K), zu welchem der betreffende Winter gehört. Auf diese Weise ist ersichtlich, wie sich ein Winter mit diesen Voraussetzungen von den umgebenden Wintern abhebt, in denen diese Voraussetzungen „nicht“ erfüllt waren.
1880/81: -0,5 +0,1
1881/82: 1,0 +1,6
1884/85: 0,7 +1,3
1901/02: 0,9 +0,9
1902703: 0,8 +0,8
1904/05: 0,7 +0,7
1909/10: 2,0 +2,0
1912/13: 1,5 +0,5
1913/14: 0,7 -0,3
1920/21: 2,1 +1,8
1926/27: 1,1 +0,8
1929/30: 1,9 +1,6
1937/38: 0,7 +0,9
1938/39: 0,8 +1,0
1947/48: 1,7 +2,1
1949/50: 1,7 +2,1
1960/61: 1,6 +2,3
1971/72: 1,1 +0,2
1989/90: 3,6 +3,1
1992/93: 1,0 -0,2
2000/01: 2,1 +1,0
2003/04: 1,4 +0,3
2005/06: -0,7 -1,8
2008/09: -0,2 -1,3
2015/16: 3,6 +2,1
Betrachtet man die Abweichungen, stellt man fest, dass es im Zeitraum 1880/81 bis 1971/72 nur 1mal (1913/14) eine negative Abweichung zu den umgebenden Jahren gab. Die durchschnittliche Abweichung betrug 1,13 K. Im Zuge der allgemeinen Erwärmung seit 1987 scheint es jedoch so zu sein, dass die Unterschiede verschwimmen, immerhin haben seither von den 7 Folgewintern 3 eine negative Abweichung (zur Umgebung). So beträgt die durchschnittliche Abweichung betreffender Jahre in diesem Zeitraum nur 0,46 K. Man könnte also folgern, dass die Regel ihre Bedeutung verliert, dass andere Vorgänge die Grundlagen dieser Regel überlagern. Aber ich denke, eine Information bleibt, ein Absinken unter das Temperaturmittel von 2005/06 ist ausgeschlossen. Doch auch dann existiert eine Temperaturspanne zwischen -0,7°C und +3,6°C, also von 4,3 K (nach oben offen, nach unten nicht).
Insofern ist es auch schwierig, einen gemeinsamen Nenner für diese Jahre zu finden, zumal ich nur die Jahre nach 1987 heranziehen möchte (jetzige Klimaphase).
Der Dezember:
Der Januar:
Der Februar:
Gruß
KHB