SSTs der nordhemisphärischen Meere vor kalten und milden mitteleuropäischen Wintern

Hallo,

bezogen auf den Mittelwert 1981 – 2010 habe ich die 36 Winter seit 1980/81 hinsichtlich zu warm / zu kalt eingeteilt, 16 hatten in Deutschland unterdurchschnittliche Temperaturen, 20 überdurchschnittliche.

Wie sahen die SSTs der nordhemisphärischen Meere in den Herbstmonaten vor kalten Wintern aus?

September:

fn8nkbkmek

Oktober:

akk3tg5ngu

November:

zkyqs1mew_

Wie sahen die SSTs vor milden Wintern aus?

September:

2nxufihwc3

Oktober:

dov85lizby

November:

sbehngstzv

Um die Unterschiede noch zu verdeutlichen, habe ich die SSTs vor milden Winter von den SSTs vor kalten Wintern subtrahiert. Dabei wurden die 10 kältesten und 10 mildesten ausgewählt.

September:

7sasnq_kp7

Oktober:

vf3orltu4i

November:

equjzooafi

Zur Orientierung die SSTs des September 2016:

compday

Ergebnisse:

Seit 1980 treten kalte mitteleuropäische Winter eher bei La Nina Verhältnissen oder bei neutralen mit negativem Vorzeichen auf, milde Winter eher bei El Ninos (eigentlich wäre das Gegenteil zu erwarten).

Der zweite Unterschied betrifft das Seegebiet östlich und südöstlich Neufundlands, vor kalten Wintern sind die SSTs hier negativ, vor milden Wintern positiv. Die Position der größten Differenz befindet sich bei 40°N 40°W.

Gruß

KHB

Der kalte Fleck im Nordatlantik

Hallo,

bis zum Frühjahr 2016 hielt sich ja dieser sogenannte „ominöse kalte Fleck“ im Nordatlantik, der für allerlei Spekulationen Anlass gab. Vor einem Jahr sah dies so aus:

ihnt0qkkfa

Was hat sich bis August 2016 verändert?

6spy0to1yw

Zwei Monate negativer NAO (Juli und August 2016) sowie der Übergang zu einer La Nina haben ausgereicht, das Lebenslicht des kalten Flecks auszublasen.

„Ausblasen“ im wahrsten Sinn des Wortes:

gfupjwcrbs

Die negative NAO bewirkt eine südliche Luftströmung zwischen 30 und 70°N, 40 – 20°W, über Südgrönland warme Ostwinde, gleichzeitig ergeben sich kühle Nordostwinde vor der nordwestafrikanischen Küste zwischen 35 und 20°N, direkt an der Küste bis 10°N. Die maximale SST Veränderung vollzieht sich jeweils im Bereich maximaler Windstärke. Windrichtung und -stärke werden auch verständlich, wenn man die Bodendruckveränderungen heranzieht:

r0enohd50s

Diese Entwicklung setzt sich im September 2016 fort. Zunächst nochmals ein Rückblick auf den 4. September 2015, das Zentrum des kalten Flecks:

compday

Die Veränderung zum 4. September 2016:

compday

 

In diesem Sinne

bleibt kaum Zeit, zu halten inne,

eh‘ man richtig hinsah,

negative NAO, La Nina,

und – ach, oh Schreck,

der kalte Fleck –

schon is er weg.

 

Gruß

KHB

Verifikation der August 2016 – Prognose

Hallo,

Prognose der Bodendruckanomalien:

T7OwHMReaB

Tatsächliche Bodendruckanomalien August 2016:

Tj1wd3SBS2

Eine recht gute Übereinstimmung herrscht vom Osten des amerikanischen Kontinents über den Atlantik und Europa bis Westsibirien, tiefer Druck Hudsonbay, durchschnittlicher bis leicht negative Abweichung Kanada, USA, negative Abweichung südlich Islands, positive Abweichung NO – Kanada, Grönland, Europa, Mittelmeer, Nordafrika, auch der Bereich größter positiver Abweichung im Raum 50°N 90°E wurde annähernd richtig prognostiziert.

Die positive Abweichung nördlich des 85. Breitengrades ist nicht eingetreten, auch die Prognose für den ostasiatischen / westamerikanischen Bereich ist nicht eingetroffen.

Prognose Geopotentialanomalie 500hPa:

IANJSzM1QF

Tatsächliche Geopotentialanomalie 500hPa:

hKyzDxtrWx

Übereinstimmung und Abweichung entsprechen dem Bild des Bodendrucks.

Prognose Temperaturabweichung:

xB2TKqJR_8

Tatsächliche Temperaturabweichung:

iLMfFIHumA

Recht gute Übereinstimmung in den mittleren Breiten, negative Abweichung südlich Grönlands nordostwärts Richtung Skandinavien sowie Nordsibirien, auch Nordafrika, mittlerer Osten. Die positiven Abweichungen über Kanada, Davisstraße, Grönland , Nowaja Semlja und dem Uralbereich wurden ebenfalls richtig prognostiziert. Die für Südosteuropa vorhergesagten positiven Abweichungen traten weiter im Osten, Türkei, Südrussland, auf.

Prognose Niederschlag:

x8gQx3nCGt

Tatsächlicher Niederschlag:

s58M6VbMDA

Im europäischen Raum stimmt das Grundmuster überein, übernormaler Niederschlag von Schottland über Skandinavien zur nordrussischen Küste, unternormaler Niederschlag von Mitteleuropa ostnordostwärts bis China.

Prognose Geopotentialabweichung 50hPa:

Tt1qXT48dN

Tatsächliche Geopotentialabweichung:

Rg38VTfjbu

Sieht man vom arktischen Bereich nördlich von 85°N ab, ist die Übereinstimmung nahezu 1:1, positive Anomalien von Alaska nach Nordostkanada, Westgrönland, dann Osteuropa, ferner Osten. Negative Anomalien findet man südlich von 30°N, die Zone positiver Anomalie zwischen 90 und 120°W ist in der Prognose druch eine geringere negative Anomalie wiedergegeben, auch die Zone schwächerer positiver Anomalie über dem Atlantik ist in der Prognose erfasst, dies gilt auch für den Bereich nordsibirische Küste.

Die davon abgeleitete Bodendruckabweichung:

1lT9yLc_L0

Und zum Vergleich nochmals die tatsächliche Abweichung:

Tj1wd3SBS2

Die einfache Ableitung aus der stratosphärischen Geopotentialanomalie ist insgesamt wohl nicht zielführend (obwohl die postiven Druckabweichungen vor der westkanadischen Küste, über Nordostkanada, Grönland, Russland ganz gut erfasst wurden). Ich werde diese Option zwar im Auge behalten, aber nicht veröffentlichen.

Gruß

KHB

 

September und Winter

Hallo,

dem September wird ja eine große Bedeutung für den Charakter des folgenden Winters nachgesagt. Es gibt alte Bauernregeln, die einen Zusammenhang zwischen Septemberwitterung und Winter herstellen, es gibt statistische Untersuchungen. Und tatsächlich hat der September eine gewisse Aussagekraft, vereinfacht gesagt, ein in Deutschland zu kalter September führt eher zu einem kalten Winter und ein zu warmer September eher zu einem milden Winter. Es gibt natürlich Ausnahmen. Um diese auszuschalten, wird oft  darauf hingewiesen, dass ein besonders warmer September zu einem milden Winter führe, während bei einem nur leicht zu warmen September keine Aussage getroffen werden könne. Setzt man jedoch die Temperaturgrenze für „warmen September“ sehr hoch, erhält man nur relativ wenige Jahre, setzt man sie tiefer, erhält man zwar mehr Jahre, aber die Ergebnisse werden wiederum zu verwaschen (auf die gute alte „Baur – September – Regel“ werde ich Anfang Oktober eingehen).

Folgt man dem Gedanken, dass ein deutlich zu warmer September zu einem milden Winter führt, könnte man versuchen, die Jahre auszugrenzen, die „trotzdem“ zu einem durchschnittlichen oder sogar einem zu kalten Winter führen (ich beziehe mich bei meinen Angaben immer auf den Durchschnitt 1961 – 90).

Als Kompromiss zwischen Septemberwärme und genügender Anzahl an Jahren setze ich als Grenze: mindestens 1,5 K über nomal (also über 1961 – 90).

Seit 1870 fallen in Deutschland immerhin 16 September in diese Kategorie, 11 folgende Winter waren in Deutschland zu mild (1929/30, 34/35, 42/43, 47/48, 49/50, 75/76, 82/83, 99/00, 2006/07, 11/12, 14/15), 5 durchschnittlich oder zu kalt (1886/87, 95/96, 1932/33, 1961/62, 2005/06). Die durchschnittliche Temperaturabweichung dieser September vor einem milden Winter beträgt 2,5 K, diejenige vor einem durchschnittlichen oder zu kalten  2,0 K).

Wo liegen nun die unterschiedlichen Wege bei gleicher / ähnlicher Ausgangsbasis ?

Die Ausgangsbasis im warmen September, der zu mildem Winter führt:

Temperatur:

bq7MAVCyZH

Man sieht, Mitteleuropa, speziell Deutschland bildet den relativen Wärmepol der gesamten NH, sehr kalte Luftmassen liegen über dem Nordosten Kanadas, auch über Südgrönland, sehr kalt oder kalt ist es auch östlich des Schwarzen Meeres und auch westlich von GB.

Bodendruck:

pL3YHUt_rp

Man erkennt rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordosten Kanadas, Grönlands, Islands mit Austrogung vor der westeuropäischen Küste und hohen Luftdruck über Westrussland, für Mitteleuropa bedeutet dies eine südliche bis südwestliche Strömung, mal mehr zyklonal, mal mehr antizyklonal. Auf jeden Fall hat sich zwischen dem Nordosten Kanadas und Mitteleuropa ein gewaltiger Druck – und Temperaturgegensatz aufgebaut, Grund für Ausbildung  von Aktionszentren.

Bodendruck im Oktober:

04xl11f6E8

Erwartungsgemäß setzt sich die Tiefdrucktätigkeit im nordamerikanischen, grönländischen sowie isländischen Bereich fort, während der größte Teil Europas eher ruhiges Wetter zu erwarten hat.

Bodendruck im November:

5MSBgLP1_I

Die größte negative Druckabweichung der NH gibt es jetzt über dem Nordmeer bei hohem Druck über Russland, eine großräumige Südwestkomponente der Strömung über Europa setzt ein, die dann auch den Dezember und Januar dominiert.

Wie sieht nun die Entwicklung aus, die von einem sehr warmen September zu einem durchschnittlichen oder zu kaltem Winter führt?

Ausgangslage im September

Temperatur:

beh0jQ4Sqa

Auch hier liegt West – und Mitteleuropa unter einer Glocke ziemlich hoher Temperaturen, aber die Musik spielt nicht hier, sondern über Nordsibirien. Über Nordkanada befinden sich zwar auch kalte Luftmassen, über Ostkanada und Grönland ist es jedoch milder, der Temperaturgegensatz zu ME hält ist geringer.

Bodendruck:

hktZYkw1MF

Es gibt zwar Ähnlichkeiten in der Druckverteilung zwischen beiden Mustern, der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass die Zone größter negativer Druckabweichung nun östlich von Europa liegt, ME etwas stärker im Bereich hohen Drucks liegt, die Vorderseite kaum oder gar nicht ausgeprägt ist, also eher mildes ruhiges Wetter vorherrscht.

Bodendruck im Oktober:

uf4YxTTjat

Der größte Druckgegensatz hat sich nun zwischen NW – Russland und Ostsibirien aufgebaut, also östlich von Mitteleuropa, wobei die subpolare Tiefdrucktätigkeit über Grönland und Skandinavien gespalten wird und als dessen Folge tiefer Druck über West – und Mitteleuropa dominiert.

Bodendruck im November:

jo1MQFWaEs

Es fehlt das starke Tief im Nordmeer, welches die Westdrift in Gang setzt, stattdessen liegt hoher Druck zwischen Neufundland und Südgrönland, dieser kann dann im Dezember in die Lücke stoßen, die sich zwischen dem tiefen Druck im Seegebiet nördlich Ostsibiriens und nördlich Alaskas (Aktionszentren) auftut.

Als Fazit könnte man sagen, warm ist nicht gleich warm, es kommt auch darauf an, die gesamte nordhemisphärische Situation einzubeziehen.

Und noch ein anderer Ansatzpunkt: Wenn die Septemberwärme – in Deutschland – einen maßgeblichen Einfluss auf den Winter  – in Deutschland – hat, dann müsste dies zumindest in gewissem Maße sichtbar werden, wenn man die Septembermonate vor den 10 mildesten und 10 kältesten Wintern vergleicht.

Ich habe den in Deutschland 10 mildesten Wintern seit 1974 (74/75, 87/88, 88/89, 89/90, 94/95, 97/98, 2006/07, 07/08, 13/14 und 15/16) die 10 kältesten seit 1980 (80/81, 81/82, 84/85, 85/86, 86/87, 95/96, 2002/03, 05/06, 09/10 und 10/11) gegenübergestellt.

Temperatur:

Hys5zorfGd

Über Deutschland ist ein Unterschied  kaum vorhanden. Über Finnland ist das schon eher der Fall, das heißt, ein in Deutschland milder Winter zeigt sich in einer hohen Temperatur des September in Finnland (idealtypisch), ein kalter Winter in Deutschland in tiefer Temperatur des September in Finnland. Am größten ist der Unterschied im Nordwesten der USA bzw. im Südwesten Kanadas sowie östlich des Schwarzen Meeres, das bedeutet, hohe (tiefe) Temperaturen im Grenzgebiet USA / Kanada im September lassen einen milden (kalten) Winter in ME erwarten, ein milder (kalter) Winter ist ebenfalls zu erwarten, wenn der September östlich des Schwarzen Meeres zu kalt (warm) ist. Dies sind wohl keine ursächlichen Verknüpfungen, sondern Symptome einer dynamischen Zirkulation, die sich ganz im Sinne der Globalisierung  – wenn es sich hier auch nur um Nordhemisphärisierung handelt –  über staatlichen Grenzen hinwegsetzt.

Gruß

KHB

 

 

September 2016 und Folgemonate

Hallo,

die Methode ist in den vorangegangenen Beiträgen erläutert.

Geopotentialabweichungen 500hPa August 2016

hKyzDxtrWx

Nachbau des August 2016 mit Hilfe der Vergleichsjahre bzw. der Antijahre zum Justieren (mit „minus“ gekennzeichnet)

Bgxe_BE4Zb

Prognose September Geopotentialabweichung 500hPa

bHgwnoXSuU

Enstpricht dieser Bodendruckabweichung:

pzVwaRRDsM

Daraus folgt diese Temperaturabweichung

XJGx_yoly5

und diese Niederschlagsabweichung

iRDoY3oo4d

Prognose Oktober 2016 Geopotentialabweichungen 500hPa:

PHj4vnf40A

Bodendruckabweichungen

C387H2NGmF

Prognose November 2016 Geopotentialabweichungen 500hPa

wKLw8GUHS3

Bodendruckabweichungen

TMFPGY7y4L

 

Und schon ein erster Blick auf den Frühwinter, aus heutiger Sicht, dieses Bild wird sich mit absoluter Sicherheit noch mehrfach ändern.

Prognose Dezember 2016 Geopotentialabweichungen 500hPa

12TpUDzQRk

Bodendruckabweichungen

Xuq17LzoOR

 

 

Temperaturabweichungen

Jc81QlYNZd

Nächstes Update Anfang Oktober

Gruß

KHB