Oktober 2016 – Stratosphäre und Arktische Oszillation

Hallo,

nachdem die Arktische Oszillation (AO) im Monat Oktober 2016 einem neuen Tiefststand entgegenzusteuern scheint und der stratosphärische Polarwirbel schwach und gespalten ist, lohnt sich meines Erachtens ein Blick auf ähnliche Vorkommnisse in der Vergangenheit, auch um mögliche Schlüsse für das Verhalten des Polarwirbels in den kommenden Monaten sowie eventuelle Fogen für den Winter auf der NH zu ziehen.

Zunächst zur Bestandsaufnahme:

Situation der Stratosphäre im Oktober 2016 (1. – 29.):

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Dieser Struktur entsprechen 5 Vergleichsjahre, ich setze allerdings zusätzlich die Bedingung, dass die AO des Oktober <-0.100 beträgt, um größtmögliche Übereinstimmung von Stratosphäre und AO mit 2016 zu erhalten.

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Zudem musste die Entwicklung im Laufe des Oktobers der diesjährigen entsprechen, außer der gesamtmonatlichen Übereinstimmung musste deshalb auch der  Zeitraum 27. – 29. Oktober übereinstimmen:

27. – 29. Oktober 2016:

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27. – 29. Oktober der Vergleichsjahre:

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In meinem Beitrag „Europa – ein Wintermärchen“ hatte ich ja darauf hingewiesen, dass zwischen der eurasischen Schneebedeckung im Oktober und der Winter AO kein signifikanter Zusammenhang besteht. Einige Studien (auch Cohen) belegen, dass alleine die eurasische Schneebedeckung „südlich des 60. Breitengrades“ von Bedeutung sei und nicht die Schneebedeckung Sibiriens insgesamt (also vor allem 50 – 60°N 55 – 140°E). Außerdem sei auch hier nicht die absolute Schneefläche bedeutsam, sondern die Geschwindigkeit der Zunahme, im Sinne von geringer Fläche Anfang Oktober – übernormal starker Fläche Ende Oktober / Anfang November, dies führe dann zu negativer AO im Winter. Leider verfüge ich nicht über Detaildaten, um dies zu überprüfen.

Aber immerhin liegen die Temperaturen der 5 oben genannten Jahre Ende Oktober (Stichtag 31. Oktober) im besagten Gebiet durchschnittlich um bis zu 12 K unter dem Mittel 1981 – 2010, wie hier zu sehen ist:

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Dies ist auch in diesem Jahr der Fall, die Ursache liegt zum großen Teil in der negativen AO des Oktober 2016 und die Vergleichsjahre mussten ja dieses Merkmal ebenfalls aufweisen, Temperaturanomalie vom 26. Oktober 2016 (neueste Daten, die ich zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags besitze):

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Immerhin ist denkbar, dass der Zusammenhang schwacher Polarwirbel und negative AO im Oktober bei großflächiger Schneebedeckung Eurasiens „südlich des 60. Breitengrades“ Ende Oktober / Anfang November sowie bei tiefen Temperaturen im genannten Gebiet und genannten Zeitraum über Lage und Stärke des sibirischen Winterhochs entscheidet und dieses wiederum die AO in der Folgezeit beeinflusst, die AO, die im Oktober selbst zu diesen Verhältnissen geführt hat, also insgesamt ein eigenes System bildet, welches als Selbstverstärkung im Sinne der Erhaltungsneigung fungiert.

Wie sah nun die weitere Entwicklung des stratosphärischen Polarwirbels bei gleicher oder mindestes ähnlicher Ausgangsbasis in der Vergangenheit aus?

Im November:

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Im Dezember:

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Im Januar:

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Im Februar:

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Der Polarwirbel blieb schwach, es zeigte sich in den Folgemonaten bis Februar eine deutliche positive Geopotentialanomalie über der Arktis, gleichzeitig eine negative über den mittleren Breiten, bei den Aleuten im November bzw. den USA von Dezember bis Februar. Es überrascht deshalb auch nicht, dass die AO in allen 5 Wintern negativ war / blieb und außerdem in 4 Novembern (nur 2009 positiv).

Da sich menschliches Leben weniger in der Stratosphäre abspielt, sondern überwiegend am Boden („………..den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen…………“ Heinrich Heine, stimmt aber inhaltlich auch nicht mehr so ganz………), wäre noch interessant zu wissen, welche Folgen diese Konstellation „damals“ für November und Winter hatten.

Bodendruckanomalien im November der Vergleichsjahre:

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Temperaturanomalien:

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Auffällig sind die stark negativen Temperaturanomalien im oben ganannten Raum Asiens, sie reichen südwärts bis 35°N, zum Teil bis 20°N, dies spricht für massive hochreichende Kaltluftvorstöße im Bereich 60 bis 140°E.

Bodendruckanomalien im Dezember der Vergleichsjahre:

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Der Hochdruckblock über Russland, der von 30°N bis 90°N reicht, ist deutlich erkennbar, ebenso zeichnet sich die negative AO ab.

Temperaturanomalien:

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Entsprechend tief liegen die Temperaturen im Bereich 30 bis 60°N, 60 bis 120°E, auch relativ niedrig über Skandinavien, im Seegebiet südlich Islands, über Teilen Kanadas, relativ hoch über Grönland, dem Europäischen Nordmeer, ebenso von den Alpen südostwärts bis zum Nahen Osten (Tiefdruckvorderseite) sowie über Nordafrika.

Bodendruckanomalien im Januar der Vergleichsjahre:

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Der Schwerpunkt der positiven Druckanomalie hat sich jetzt weiter nordwestwärts verlagert und liegt nun bei Island und dem Nordmeer, die negative AO ist nicht zu übersehen, ebenso wenig die negative NAO, befindet sich doch nun die größte negative Druckabweichung im Bereich der Azoren.

Temperaturanomalien:

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Die negative AO und NAO verfehlen nicht ihre Wirkung, Schwerpunkt der negativen Temperaturabweichung liegt jetzt bei 50 bis 70°N 30 bis 140°E, West – und Mitteleuropa noch leicht negativ. Auf der Rückseite des mittelatlantischen Tiefdrucksystems kann nun  Kaltluft die Mitte und den Osten der USA fluten, während der Nordosten Kanadas und Grönland verhältnismäßig warm bleiben.

Bodendruckanomalien im Februar der Vergleichsjahre:

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Gegenüber Januar zeigt sich wenig Änderung, das Zentrum der negativen Druckabweichung ist etwas näher an Europa herangerückt, dadurch nimmt die Möglichkeit für Warmluftvorstöße aus S oder SW zu, obwohl AO und NAO im negativen Modus verharren.

Temperaturanomalien:

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Dies macht sich in der Tat temperaturmäßig bemerkbar, Südwest – West – sowie das südliche Mitteleuropa werden von der Kaltluft nicht mehr erreicht bzw. milde und kalte Abschnitte wechseln sich ab, Skandinavien bleibt kalt, ebenso Russland. Auch die USA bleiben kalt, während der Wärmepol zwischen Nordostkanada und Grönland liegt, was bei solchen Großwetterlagen allerdings normal ist. „Klassische“ Westlagen traten in diesen Wintern seltener auf.

Zusammenfassend, Russland hatte in diesen Jahren einen kalten Zeitraum November bis Februar, die USA einen kalten oder sehr kalten Januar und Februar, Mitteleuropa einen in etwa durchschnittlichen Winter (bezogen auf 1981 – 2010), mit milden und kalten Abschnitten, da es sich oft an der Grenze von kontinentalen und maritimen Luftmassen befand.  Nordostkanada sowie Grönland hatten im Durchschnitt dieser Jahre milde oder sehr milde Winter.

Ob der Winter 2016/17 in diesem Sinne verlaufen wird, kann sein oder auch nicht, dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch diese Winter keinen einheitlichen Verlauf nahmen, sondern ihre Individualität besaßen. Es kann also lediglich darum gehen, gemeinsame Merkmale herauszufinden. Kopien gibt es nicht.

Gruß

KHB

 

Oktober AO und Folgemonate

Hallo,

nachdem es so aussieht, als ob die Arktische Oszillation (AO) für den Monat Oktober einen neuen Tiefststand ansteuert oder mindestens in diesem Rekordbereich liegen wird, erhebt sich die Frage, welche Auswirkungen dies rein „mathematisch – statistisch“ auf die Folgemonate haben könnte.

Im Zeitraum seit 1950 hatte bisher der Oktober 2009 mit -1.540 den tiefsten AO – Wert, an 2. Stelle folgt der Oktober 2012 mit -1.514 und an 3. Stelle der Oktober 2002 mit -1.469.

Kurz vor Ende des Monats Oktober sieht es in diesem Jahr so aus:

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Während die AO also stark negativ abschließen wird, scheint der NAO – Wert für Oktober 2016 (leicht) positiv zu werden. Dies ist umso verwunderlicher, als in früheren Jahren bei stark negativer AO auch die NAO meist negativ war.

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Ist zwar eine Tautologie, aber trotzdem, da die AO im Oktober 2016 stark negativ sein wird, muss sie in der Bodendruck – bzw. Geopotentialanomalie auch der Korrelation bzw. linearen Regression entsprechen:

Lineare Regression Bodendruck und AO Oktober:

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Bodendruckanomalie 1. – 26. Oktober 2016:

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Tiefer Druck 20 – 60°N und hoher Druck nördlich des 60. Breitengrades entspricht einer stark negativen AO und dies manifestiert sich auch im Luftdruckbild des Oktober 2016.

Mit welcher Entwicklung kann nun in den Folgemonaten gerechnet werden, theoretisch?

November:

Lineare Regression Bodendruck November und Oktober AO:

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Das heißt, nach negativer AO im Oktober müsste im November tiefer Luftdruck westlich der Britischen Inseln vorherrschen (positiv korreliert, also negativ zu negativ) und über Russland (Schwerpunkt Uralbereich) hoher Druck (negativ korreliert, also negativ zu positiv).

Lineare Regression Temperatur November und Oktober AO:

91

 

Danach müssten im November positive Temperaturanomalien über Nordostkanada herrschen und negative über Sibirien.

Stratosphäre, wie entwickelt sich der stratosphärische Polarwirbel im November?

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Der stratosphärische Polarwirbel müsste im November nach negativer AO im Oktober schwach sein, negativ korreliert, also negative AO – positive Geopotentialabweichung (und umgekehrt).

Dezember:

Lineare Regression Bodendruck Dezember und Oktober AO:

91

 

Tiefer Druck bei den Aleuten und Westkanada, über dem westlichen Atlantik und über West – , Mittel – und Südeuropa, hoher Druck Grönland und insbesondere Russland.

Lineare Regression Temperatur Dezember und Oktober AO:

91

 

Positive Temperaturabweichungen auf dem nordamerikanischen Kontinent, über dem östlichen Mittelmeergebiet und Ostafrika, negative über dem südlichen Sibirien (die angezeigten negativen Anomalien über der Arktis sind nach der dortigen Temperaturentwicklung der letzten Jahre eher unwahrscheinlich, meine ich).

Stratosphärischer Polarwirbel, lineare Regression:

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Der Polarwirbel ist nach negativer AO im Oktober im folgenden Dezember erneut schwach (negativ korreliert, also negative AO – positive Geopotentialanomalie und umgekehrt). Zwischen 40 und 60°N zieht sich eine Zone tieferen Geopotentials von Westeuropa in östlicher Richtung bis zur Westküste Kanadas hin.

Januar:

Lineare Regression Bodendruck Januar und Oktober AO:

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Tiefer Druck vor der amerikanischen Westküste sowie über Skandinavien, hoher Druck im Polarbereich.

Lineare Regression Temperatur Januar und Oktober AO:

91

 

Positive Temperaturabweichungen über Nordostkanada und Grönland, in abgeschwächtem Maße über dem Westen der USA sowie über Mittel – und Südosteuropa. Negative Temperaturabweichungen könnten in einem Streifen vom mittleren Kanada südostwärts bis in den Osten der USA reichen.

Stratosphäre, lineare Regression:

91

 

Auch im Januar müsste der stratosphärische Polarwirbel erneut schwach entwickelt sein. Die Zone geringer negativer Anomalien ist in 3 kleinere Zellen zerfallen, eine über Europa, eine über Ostasien – Aleuten und eine über dem Osten der USA.

Februar:

Lineare Regression Bodendruck Februar und Oktober AO:

91

 

Tiefer Druck bei den Aleuten, Alaska, Polarbereich, Grönland, größter Teil Asiens, hoher Druck mit Zentrum über Skandinavien.

Lineare Regression Temperatur Februar und Oktober AO:

91

 

Positive Temperaturabweichungen über Alaska, Kanada sowie über Ostafrika und dem mittleren Asien, negative über Mitte und Osten der USA sowie über Südosteuropa und Russland.

Stratosphärischer Polarwirbel, lineare Regression:

91

 

Nach negativer AO im Oktober befindet sich der stratospärische Polarwirbel im Februar in recht gutem Zustand, Schwerpunkt der negativen Geopotentialabweichung über dem Nordosten Kanadas und dem Westen Grönlands.

Es ist klar, dass je nach Region die Folgen einer negativen AO im Oktober unterschiedlich ausfallen. Betrachtet man den mitteleuropäischen Raum, so könnte man sagen, eine negative AO schafft „im Prinzip“ die Voraussetzungen für kälteres Wetter in den Wintermonaten, dies lässt sich jedoch in den tatsächlichen Temperaturdaten nicht erkennen. Daraus könnte man folgern, dass die AO für das „kleine“ (Mittel -) Europa zu grobmaschig ist.

Für Europa hat die NAO eine größere Aussagekraft als die AO, bezogen auf den Oktober bedeutet dies zum Beispiel, dass die NAO im Oktober mit der Wintertemperatur, vor allem dem Januar, deutlich negativ korreliert ist, also tiefe NAO im Oktober hohe Temperatur im Januar (und umgekehrt).

Fasst man die Ergebnisse zusammen, könnte man konstatieren, die besten Chancen auf einen kalten Winter in Mitteleuropa sind dann gegeben, wenn die AO im Oktober stark negativ und die NAO stark positiv ist. Da dies eigentlich unmöglich ist, wird es in Mitteleuropa auch nie einen wirklich kalten Winter geben und hat auch nie einen solchen gegeben – auf jeden Fall nicht, seit AO und die NAO erfunden wurden………………..

Allerdings heißt dies im Umkehrschluss, dass es eigentlich auch niemals einen sehr milden Winter geben kann, denn hierfür müsste die AO im Oktober stark positiv und die NAO stark negativ sein – genauso unwahrscheinlich. Es ist jedoch eine Tatsache, dass sehr milde Winter in den letzten Jahren auftraten, ohne sich anscheinend um diese Zusammenhänge zu kümmern. Dürfen die das?

Gruß

KHB

 

 

 

Europa – ein Wintermärchen

Hallo,

mehrere wissenschaftliche Studien sehen einen Zusammenhang zwischen Ausdehnung der arktischen Eisfläche im September und der Winterkälte in Europa (angeblich wenig Eis – kalter Winter in Europa und umgekehrt) bzw. Ausdehnung der eurasischen Schneefläche im Oktober und der Winterkälte in Europa (angeblich große Schneefläche – kalter Winter in Europa und umgekehrt). Halten diese (angeblichen) Zusammenhänge einer Überprüfung stand?

Um es vorweg zu nehmen: Nein.

Korrelation Ausdehnung der eurasischen Schneefläche im Oktober (Woche 44) und Wintertemperatur in Deutschland im Zeitraum 1966 – 2016: -0.1012

Korrelation Ausdehnung der arktischen Eisfläche im September und Wintertemperatur in Deutschland im Zeitraum 1979 – 2016: -0.0973

Korrelation AO Oktober und Wintertemperatur in Deutschland im Zeitraum 1966 – 2016: -0.0671

Korrelation NAO Oktober und Wintertemperatur in Deutschland im Zeitraum 1966 – 2016: -0.1551

Da sich die Korrelationskoeffizienten nahe Null bewegen, ist kein Zusammenhang feststellbar (völlige Parallelität jeweils beider Größen würde einen Koeffizienten von 1.00 bedeuten und der genau entgegengesetzte Verlauf einen Koeffizienten von -1.00).

Allerdings gibt es einen gewissen Zusammenhang zwischen Ausdehnung arktischer Eisbedeckung im September und eurasischer Schneebedeckung im Oktober, der Korrelationskoeffizient beträgt -0.4427 (Zeitraum 1979 – 2015), also wenig arktisches Eis im September (tendenziell) viel Schnee in Eurasien im Oktober und umgekehrt.

Gruß

KHB

Verifikation der September 2016 – Prognose

Hallo,

die Prognose der Bodendruckanomalie:

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Die tatsächliche Anomalie:

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Übereinstimmung: Tiefer Druck nördlich von 80°N, Grönland, Island, südliches Asien, Pazifik 40 – 60°N 170°E – 170°W

Hoher Druck: Westküste Kanada, USA,  Osten Kanadas, Atlantik 30 – 45°N, West – Mittel – Nordeuropa, östliches Nordsibirien

Keine Übereinstimmung: Alaska, meridionale Tiefdruckzone Kanada / USA  um 20° zu östlich berechnet, tiefer Druck Russland zu östlich berechnet, hoher Druck entlang der Nordküste Russlands nicht berechnet, dies ist der Hauptfehler.

 

Prognose der Geopotentialanomalie 500hPa:

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Die tatsächliche Anomalie:

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Übereinstimmung: Tiefes Geopotential südlich Islands, Pazifik 40 – 50°N 170°W – 170°E.

Hohes Geopotential: Alaska, Westküste USA – Kanada, Ostkanada, Atlantik 20 – 40°N, West – Mittel – Nord – Osteuropa, nördliches Sibirien, Ostasien, vorderer Orient, Ostafrika.

Keine Übereinstimmung: Tiefes Geopotential Kanada / USA um 20° zu östlich berechnet, tiefes Geopotential Russland um 20° zu östlich berechnet, Geopotential Nowaja Semlja falsch.

 

Prognose der Temperaturanomalie:

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Tatsächliche Anomalie:

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Übereinstimmung: Tiefe Temperaturen im Westen der USA, östlich von Neufundland.

Hohe Temperaturen recht gut getroffen, da sie beinahe überall übernormal waren.

Keine Übereinstimmung: Alaska, Spitzbergen, europäisches Russland.

 

Prognose der Niederschlagsanomalie:

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Tatsächliche Anomalie:

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Beste Übereinstimmung: Wüstengebiete Afrikas und Asiens (kleiner Scherz am Rande), ganz ordentlich auch West – Süd – Mittel – Nord – Osteuropa, auch USA, Kanada, Asien ganz ordentlich. Und jeder kann jetzt gerne das Haar in der Suppe suchen (wobei ein Haar in der Suppe relativ viel ist, ein Haar auf dem Kopf dagegen relativ wenig).

In diesem Sinne

Gruß

KHB

September 2016 und Winter

Hallo,

in meinem Beitrag „September und Winter“ hatte ich ja ausgeführt, dass dem September hinsichtlich des Winters eine große Bedeutung zukommt.

Baur hat zu dieser Beziehung eine Regel aufgestellt, bei der es bisher (mindestens seit 1880) keine Ausnahme gibt, allerdings nur, wenn man die Baurschen Grundlagen zur Kenntnis nimmt. Die Regel lautet:

„Wenn im letzten Septemberdrittel der mittlere Luftdruck in Berlin und Moskau über dem Regelwert, in Moskau um mehr als 2 hPa darüber liegt und wenn in Moskau auch der mittlere Luftdruck des ganzen September höher als normal ist, dann kann mit hoher Wahrscheinlichkeit in Mitteleuropa ein milder Winter erwartet werden.“

Diese 3 Bedingungen müssen also erfüllt sein. Eine Umkehrung gibt es nicht. Man kann also nicht folgern, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, dann wird der Winter zu kalt. Wenn sie nicht erfüllt sind, kann der Winter zu kalt oder zu mild werden.

Baur definiert Mitteleuropa als Durchschnitt aus De Bilt, Potsdam, Basel und Wien. Den Temperaturmittelwert dieser Stationen errechnet er aus dem Zeitraum 1761 – 1970 und bezieht die Abweichungen ebenfalls auf diesen Zeitraum.

Nun kann man natürlich mit Recht die Frage stellen, hat diese Regel in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch einen Sinn. Als Beispiel wird gerne der September 2005 angeführt, in welchem diese Bedingungen zutrafen. Der Winter 2005/06 war nach dem Durchschnitt 1961 – 90 in Mitteleuropa zu kalt, nach den Baurschen Werten hatte er eine Abweichung von 0,0 K, also keine Ausnahme (0,0 ist erlaubt). Insofern muss man diese Regel jedoch relativieren. Was sie trotzdem auch heute noch aussagt, ist – wenn die Bedingungen zutreffen – dass ein Winter wie zum Beispiel 1962/63 oder 1984/85 oder 1995/96 ausgeschlossen ist. Möglich ist jedoch ein Winter wie 2005/06 oder auch 2009/10 wäre möglich gewesen, die Abweichung nach Baur betrug hier -0,1 K (auch dies ist noch erlaubt).

Baur hat in seinem Buch „Grosswetterkunde und langfristige Witterungsvorhersage“ geschrieben, man könne den oben genannten Zeitraum auch um 10 Tage nach hinten verschieben. Auf dieser Grundlage hat er dann die Prognose des Winters 1961/62 abgegeben. Ich habe bis vor wenigen Jahren auch diesen Zeitraum herangezogen. Dann wurde ich jedoch aber im WZ – Forum belehrt, dass für September / Oktober 1962 diese Bedingungen zutrafen, der Winter 1962/63 dann aber der „Jahrhundertwinter“ wurde. Seither beachte ich diesen Zeitraum nicht mehr.

In diesem Jahr sind die Bedingungen besagter Baur –  Regel „nicht“ erfüllt. Der Luftdruck in Moskau des Monats September war unterdurchschnittlich, wie hier zu sehen ist (Moskau hat die Koordinaten 55° 45′ N 37° 37′ E):

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Des Weiteren wird sowohl in Bauernregeln als auch in Statistiken gesagt, dass auf einen warmen, vor allem sehr warmen September ein milder Winter folgt, auf jeden Fall in den weitaus meisten Fällen. Ich habe in meinem Beitrag „September und Winter“ dann versucht zu differenzieren, unter welchen Prämissen ein solcher Winter mild oder leicht zu kalt / durchschnittlich wird. Der September 2016 war in Deutschland rekordwarm, aber er passt auf Grund seiner nordhemisphärischen Druck – und Geopotentialanomalien zu keiner der in jenem Beitrag genannten Gruppe. Vom September 2006 unterscheidet er sich in dieser Hinsicht wie die Nacht vom Tag, wie hier zu sehen ist:

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2016 hoher Druck Nordsibirien, tiefer Druck nördlich Alaskas und Kanadas, 2006 genau umgekehrt.

Die Bodendruckanomalien des September 2016, dabei habe ich jetzt die Aktionszentren farblich herauskristallisiert, den hohen Druck über Nordsibirien, den tiefen Druck im europäischen Russland (um die Bedingungen für die Baursche Regel auszuschließen), den tiefen Druck bei Island sowie nördlich von Alaska / Kanada.

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Vergleichsjahre zu dieser Konstellation sind: 1948, 1950, 1962, 1983, 1987, 1999, 2011, 2012, auch hier habe ich die Essentials farblich hervorgehoben, hoher Druck Nordsibirien, tiefer Druck europäisches Russland, Island, Seegebiet nördlich Alaskas / Kanadas.

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In den jeweils folgenden Wintern ist alles vertreten, sehr kalt, kalt, mild und sehr mild. Eine Aussage für den Einzelfall lässt sich nicht treffen, trotzdem eine Zusammenschau:

Bodendruckabweichungen der folgenden Winter:

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Temperaturabweichungen:

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Nimmt man noch den März hinzu, werden die Anomalien eher noch deutlicher, Bodendruck:

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Temperatur:

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Was die Prognose für den Winter 2016/17 betrifft, möchte ich mich – für diese Analyse – auf Baur zurückziehen, bei Nichterfüllung der Bedingungen: Der Winter 2016/17 wird in Mitteleuropa entweder sehr mild, mild, kalt oder sehr kalt, dabei könnte der Spätwinter (Februar, März) negative Temperaturanomalien aufweisen, vielleicht.

Gruß

KHB

 

Oktober 2016 und Folgemonate

Hallo,

die Methode wurde in den vorangegangenen Beiträgen erläutert.

Geopotentialabweichungen 500hPa September 2016:

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Nachbau des September 2016 auf der 500hPa – Ebene mit Hilfe der Ähnlichkeits – sowie der Gegenteilsjahre (durch Minus gekennzeichnet):

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Prognose Geopotentialabweichungen 500hPa für Oktober 2016:

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Daraus errechnet sich diese Bodendruckabweichung:

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entspricht dieser Temperaturabweichung:

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und dieser Niederschlagsabweichung:

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Prognose Bodendruckabweichung für November 2016:

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Prognose Temperaturabweichung für November 2016:

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Ein Blick auf den Winter 2016/17 – nach jetzigem Stand. Bis zur Winterprognose Anfang Dezember wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit noch einiges ändern.

Prognose Bodendruckabweichung für Dezember 2016:

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Temperaturabweichung:

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Prognose Bodendruckabweichung für Januar 2017:

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Temperaturabweichung:

mqtf5v8a2m

Prognose Bodendruckabweichung für Februar 2017:

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Temperaturabweichung:

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Nächstes Update Anfang November

Gruß

KHB