Oktober AO und Folgemonate

Hallo,

nachdem es so aussieht, als ob die Arktische Oszillation (AO) für den Monat Oktober einen neuen Tiefststand ansteuert oder mindestens in diesem Rekordbereich liegen wird, erhebt sich die Frage, welche Auswirkungen dies rein „mathematisch – statistisch“ auf die Folgemonate haben könnte.

Im Zeitraum seit 1950 hatte bisher der Oktober 2009 mit -1.540 den tiefsten AO – Wert, an 2. Stelle folgt der Oktober 2012 mit -1.514 und an 3. Stelle der Oktober 2002 mit -1.469.

Kurz vor Ende des Monats Oktober sieht es in diesem Jahr so aus:

ao-oktober-2016

 

Während die AO also stark negativ abschließen wird, scheint der NAO – Wert für Oktober 2016 (leicht) positiv zu werden. Dies ist umso verwunderlicher, als in früheren Jahren bei stark negativer AO auch die NAO meist negativ war.

nao-oktober-2016

 

Ist zwar eine Tautologie, aber trotzdem, da die AO im Oktober 2016 stark negativ sein wird, muss sie in der Bodendruck – bzw. Geopotentialanomalie auch der Korrelation bzw. linearen Regression entsprechen:

Lineare Regression Bodendruck und AO Oktober:

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Bodendruckanomalie 1. – 26. Oktober 2016:

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Tiefer Druck 20 – 60°N und hoher Druck nördlich des 60. Breitengrades entspricht einer stark negativen AO und dies manifestiert sich auch im Luftdruckbild des Oktober 2016.

Mit welcher Entwicklung kann nun in den Folgemonaten gerechnet werden, theoretisch?

November:

Lineare Regression Bodendruck November und Oktober AO:

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Das heißt, nach negativer AO im Oktober müsste im November tiefer Luftdruck westlich der Britischen Inseln vorherrschen (positiv korreliert, also negativ zu negativ) und über Russland (Schwerpunkt Uralbereich) hoher Druck (negativ korreliert, also negativ zu positiv).

Lineare Regression Temperatur November und Oktober AO:

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Danach müssten im November positive Temperaturanomalien über Nordostkanada herrschen und negative über Sibirien.

Stratosphäre, wie entwickelt sich der stratosphärische Polarwirbel im November?

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Der stratosphärische Polarwirbel müsste im November nach negativer AO im Oktober schwach sein, negativ korreliert, also negative AO – positive Geopotentialabweichung (und umgekehrt).

Dezember:

Lineare Regression Bodendruck Dezember und Oktober AO:

91

 

Tiefer Druck bei den Aleuten und Westkanada, über dem westlichen Atlantik und über West – , Mittel – und Südeuropa, hoher Druck Grönland und insbesondere Russland.

Lineare Regression Temperatur Dezember und Oktober AO:

91

 

Positive Temperaturabweichungen auf dem nordamerikanischen Kontinent, über dem östlichen Mittelmeergebiet und Ostafrika, negative über dem südlichen Sibirien (die angezeigten negativen Anomalien über der Arktis sind nach der dortigen Temperaturentwicklung der letzten Jahre eher unwahrscheinlich, meine ich).

Stratosphärischer Polarwirbel, lineare Regression:

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Der Polarwirbel ist nach negativer AO im Oktober im folgenden Dezember erneut schwach (negativ korreliert, also negative AO – positive Geopotentialanomalie und umgekehrt). Zwischen 40 und 60°N zieht sich eine Zone tieferen Geopotentials von Westeuropa in östlicher Richtung bis zur Westküste Kanadas hin.

Januar:

Lineare Regression Bodendruck Januar und Oktober AO:

91

 

Tiefer Druck vor der amerikanischen Westküste sowie über Skandinavien, hoher Druck im Polarbereich.

Lineare Regression Temperatur Januar und Oktober AO:

91

 

Positive Temperaturabweichungen über Nordostkanada und Grönland, in abgeschwächtem Maße über dem Westen der USA sowie über Mittel – und Südosteuropa. Negative Temperaturabweichungen könnten in einem Streifen vom mittleren Kanada südostwärts bis in den Osten der USA reichen.

Stratosphäre, lineare Regression:

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Auch im Januar müsste der stratosphärische Polarwirbel erneut schwach entwickelt sein. Die Zone geringer negativer Anomalien ist in 3 kleinere Zellen zerfallen, eine über Europa, eine über Ostasien – Aleuten und eine über dem Osten der USA.

Februar:

Lineare Regression Bodendruck Februar und Oktober AO:

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Tiefer Druck bei den Aleuten, Alaska, Polarbereich, Grönland, größter Teil Asiens, hoher Druck mit Zentrum über Skandinavien.

Lineare Regression Temperatur Februar und Oktober AO:

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Positive Temperaturabweichungen über Alaska, Kanada sowie über Ostafrika und dem mittleren Asien, negative über Mitte und Osten der USA sowie über Südosteuropa und Russland.

Stratosphärischer Polarwirbel, lineare Regression:

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Nach negativer AO im Oktober befindet sich der stratospärische Polarwirbel im Februar in recht gutem Zustand, Schwerpunkt der negativen Geopotentialabweichung über dem Nordosten Kanadas und dem Westen Grönlands.

Es ist klar, dass je nach Region die Folgen einer negativen AO im Oktober unterschiedlich ausfallen. Betrachtet man den mitteleuropäischen Raum, so könnte man sagen, eine negative AO schafft „im Prinzip“ die Voraussetzungen für kälteres Wetter in den Wintermonaten, dies lässt sich jedoch in den tatsächlichen Temperaturdaten nicht erkennen. Daraus könnte man folgern, dass die AO für das „kleine“ (Mittel -) Europa zu grobmaschig ist.

Für Europa hat die NAO eine größere Aussagekraft als die AO, bezogen auf den Oktober bedeutet dies zum Beispiel, dass die NAO im Oktober mit der Wintertemperatur, vor allem dem Januar, deutlich negativ korreliert ist, also tiefe NAO im Oktober hohe Temperatur im Januar (und umgekehrt).

Fasst man die Ergebnisse zusammen, könnte man konstatieren, die besten Chancen auf einen kalten Winter in Mitteleuropa sind dann gegeben, wenn die AO im Oktober stark negativ und die NAO stark positiv ist. Da dies eigentlich unmöglich ist, wird es in Mitteleuropa auch nie einen wirklich kalten Winter geben und hat auch nie einen solchen gegeben – auf jeden Fall nicht, seit AO und die NAO erfunden wurden………………..

Allerdings heißt dies im Umkehrschluss, dass es eigentlich auch niemals einen sehr milden Winter geben kann, denn hierfür müsste die AO im Oktober stark positiv und die NAO stark negativ sein – genauso unwahrscheinlich. Es ist jedoch eine Tatsache, dass sehr milde Winter in den letzten Jahren auftraten, ohne sich anscheinend um diese Zusammenhänge zu kümmern. Dürfen die das?

Gruß

KHB