Hallo,
nachdem ein Sechstel des meteorologischen Winters 2017/18 bereits vergangen ist, kann schon eine erste Zwischenbilanz gezogen und ein weiterer Ausblich gewagt werden. Dies um so mehr, als gerade die ersten 10 bzw. 15 Tage des Dezember für den weiteren Winterverlauf eine bedeutende Rolle spielen. Eine Baur – Regel, die neben der September – Regel (die Bedingungen für letztere waren in diesem Jahr erfüllt) bisher immer eintraf, ist die Dezember – Regel.
Sie besagt: Wenn die Temperatur im mittleren Norddeutschland (Berlin oder Potsdam) sowohl vom 1. – 10. Dezember als auch vom 1. – 15. Dezember um mehr als 2,5 K über dem Durchschnitt liegt, so wird der Winter in Mitteleuropa zu mild, wenn die milde Witterung mit Westlagen (einschließlich NW – und SW – Lagen) verknüpft war (gilt also nicht für Südlagen).
Baur betrachtet diesen Zeitraum als entscheidend für die Erhaltungs – und Wiederholungsneigung von Westlagen während des gesamten Winters. Damit hat dieser Zusammenhang nicht nur für Mitteleuropa, sondern für große Teile Europas eine wichtige Bedeutung, da eine Westzirkulation oft bis weit nach Russland hinein greift.
Baur gibt den Durchschnittswert für Potsdam für den 1. – 10. Dezember mit 0,7°C an. In diesem Jahr waren es 2,7°C, also 2,0 K über diesem Durchschnitt. Damit sind die Bedingungen „nicht“ erfüllt, der Winter wird also nicht „zwangsläufig“ von Westlagen dominiert sein (trotzdem kann er natürlich zu mild werden, eine Umkehrung der Regel gibt es nicht).
Aber diese erste Zwischenbilanz betrifft auch meine Analysen, die ich im Vorfeld des Winters hier durchgeführt habe und betrifft auch die Winter, die dann als mögliche Analogjahre fungieren:
„Winterzirkulation der NH bei solarem Minimum und QBO Modulation“ vom 12.11.
Analogjahre: 1952/53, 53/54, 62/63, 84/85, 2005/06
„La Nina, QBO – Ost und geringe Sonnenaktivität“ vom 21.11.
Analogjahre: 1954/55, 64/65, 84/85, 95/96, 2005/06
„Hurrikansaison 2017 und Folgewinter“ vom 9.11.
Analogjahre: 1969/70, 95/96, 2005/06, 12/13
„Eurasische Schneebedeckung im Oktober und Folgewinter“ vom 5.11.
Analogjahre: 1972/73, 76/77, 2012/13, 14/15
„Winterprognose 2017/18“ vom 3.12.
Analogjahre: 2003/04, 1973/74, 82/83, 2008/09
Die nordhemisphärische Geopotentialanomalie 500 hPa für den Zeitraum 1. – 15. Dezember 2017 stellt sich folgendermaßen dar:
Von allen oben ganannten Analogjahren passen 3 am besten: 2005, 2008 und 2012. Leider kann ich nicht alle 45 Tage (3 mal 15 Tage) abbilden, sondern maximal 20 Tage. Ich habe deshalb für jedes Jahr 6 Tage ausgewählt, jeweils Tag 1, 4, 7, 10, 13 und 15 (was aber dem Gesamtbild entspricht):
Geopotentialanomalie 500 hPa 1. – 15. Dezember der 3 Analogjahre (2005, 2008, 2012):
Die Ähnlichkeit ist schon geil (selbst der winzige grüne Fleck bei Nordostindien ist vorhanden).
Wie „könnte“ es weitergehen?
Zunächst der Gesamtdezember:
Geopotentialanomalie 500hPa:
Bodendruckanomalie:
Temperaturanomalie:
Bodendruckanomalie Januar:
Temperaturanomalie:
Bodendruckanomalie Februar:
Temperaturanomalie:
Bodendruckanomalie März:
Temperaturanomalie:
In Deutschland waren alle 3 Dezember gegenüber 1961 – 90 zu mild, im Durchschnitt um 0,4 K. Die Januarmonate waren durchschnittlich um 1,0 K zu kalt, die Februarmonate um 0,6 K. Somit „wäre“ der Winter 2017/18 um 0,4 K (gegenüber 1961 – 90) zu kalt (wäre nach den Baurschen Werten aber immer noch um 0,6 K zu mild, liegt also im Einklang mit der September – Regel). Die durchschnittliche Temperaturabweichung der 3 Märzmonate beträgt -1,5 K.
Gruß
KHB