Hallo,
wie schon für den 10. November durchgeführt und damals angekündigt, möchte ich diesen Vergleich auch für den 20. November erstellen. Vielleicht ist erkennbar, zu welcher Gruppe (mild oder kalt) der Winter 2016/17 gehören wird.
Bodendruckabweichungen am 20. November vor den 20 mildesten Wintern seit 1950 in Mitteleuropa:
Zum Vergleich, der 20. November 2016:
Bodendruckabweichungen am 20. November vor den 20 kältesten Wintern:
Meine Meinung:
Auffallend ist das Szenario „kalte Verhältnisse“ am 20. November für Mitteleuropa (hoher Druck bei Island und vor allem über Skandinavien und tiefer Druck über dem Mittelmeer und eine daraus resultierende Ostströmung) – vor mildem Winter. Entsprechendes gilt für „milde Verhältnisse“ am 20. November (hoher Druck Mittelmeer, Italien, Griechenland, tiefer Druck Atlantik, Skandinavien, Nordrussland) – vor kaltem Winter.
Nordhemisphärisch liegt der Hauptunterschied bei tiefem Druck im Bereich 70 – 90 °N vor mildem Winter (Schwerpunkt Nordkanada und Grönland) und hohem Druck vor kaltem Winter in diesen Gebieten. Vor kalten Wintern gibt es ein deutlich ausgeprägtes Aleutentief, niedrigen Druck im Nordwesten der USA sowie bei Neufundland, diese negativen Anomalien fehlen vor milden Wintern.
Da der Raum Nordkanada / Grönland für den mitteleuropäischen Winter sehr wichtig ist ( dortige starke Tiefdrucktätigkeit mit Kaltluftausbrüchen in den Westatlantik und Südwestströmung über dem europäischen Kontinent bzw. gegenteilige Bedingungen: hoher Druck Grönland, Tief Neufundland und Warmlufttransport nach Ostkanada / Grönland und entsprechend Kaltlufttransport nach Europa), erscheinen mir die dortigen Verhältnisse im Vorwinter / Frühwinter wichtiger zu sein als die Schneeverhältnisse in Sibirien.
Die in Sibirien produzierte Kaltluft kommt für Mitteleuropa erst ins Spiel, wenn der Atlantik schwach ist (hoher Druck) und sich dann im Verlaufe des Winters die russische Kaltluft nach Westen vorarbeiten kann (mit Unterstützung hohen Drucks über Nordskandinavien und in Verbindung mit Grönland -/ Islandhoch, was mit negativer NAO und AO einhergeht), also die Verhältnisse über Kanada / Grönland / Atlantik sind das Primäre und die Verhältnisse über Sibirien das Sekundäre. Es erhebt sich höchstens die Frage, inwiefern die Ausbreitung der Oktober – / Novemberschneedecke in Sibirien (die Ergebnis der Oktober – November AO ist) Einfluss auf die winterliche AO nimmt, die wiederum deutlich mit der NAO korreliert ist. Hierzu gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Studien, die solche Schlüsse nahelegen.
Geopotentialabweichungen am 20. November vor den 20 mildesten Wintern auf der 500hPa Ebene:
Zum Vergleich, der 20. November 2016:
Geopotentialabweichungen am 20. November vor den 20 kältesten Wintern:
Meine Meinung:
Dieselben Verhältnisse wie beim Bodendruck: kalt am 20. November (hohes Geopotential Skandinavien / Island und tiefes Südwesteuropa) vor mildem Winter und mild ( tiefes Geopotential Island, hohes Geopotential Osteuropa) vor kaltem Winter.
Nordhemisphärisch: niedriges Geopotential Arktis, Alaska, Nordkanada, Hudsonbay, Nordgrönland, generell die Arktis 80 – 90°N 0 – 360° vor milden Wintern, vor kalten Wintern umgekehrt.
Geopotentialabweichungen in der Stratosphäre am 20. November vor den 20 mildesten Wintern:
Zum Vergleich, der 20. November 2016:
Geopotentialabweichungen in der Stratosphäre am 20. November vor den 20 kältesten Wintern:
Meine Meinung:
Das Zentrum positiver Geopotentialabweichung liegt vor milden Wintern im Raum Island / Nordskandinavien / Spitzbergen und vor kalten Wintern über Nordsibirien.
Fazit:
Wie ich beim Vergleich vom 10. November geschrieben habe, kommt es darauf an, die Entwicklung in der Arktis, über Kanada und Grönland im Auge zu behalten. Die negativen Druckabweichungen in diesem Gebiet, die am 10. November dort feststellbar waren, sind jetzt beinahe verschwunden. Einige Anzeichen – nicht alle – deuten eher auf „kalt“. Aber es kann sich jeder ein eigenes Urteil bilden, ich stelle nur das Material zur Verfügung und gebe meinen Senf dazu.
Für den 30. November werde ich nochmals diesen Vergleich durchführen, die Verhältnisse an diesem Tag bilden dann die Ausgangsposition für den meteorologischen Winter.
Gruß
KHB