Hallo,
Besonderheiten sind per definitionem selten und zeigen im meteorologischen Sinne einen seltenen Zustand der Atmosphäre. Zu diesen Besonderheiten oder Seltenheiten gehören durchgängig positive (negative) Indices sowohl von AO als auch NAO in allen 3 Sommermonaten.
Im Zeitraum 1950 – 2019 gab es nur 4mal positive AO als auch NAO in den 3 Sommermonaten. Addiert man die monatlichen Indices (also Juni – August AO Index + Juni – August NAO Index), so erhält man als Summe:
1. Platz: 2018 mit +6.3
2. Platz: 1994 mit +6.0
3. Platz: 1983 mit +5.3
4. Platz: 1996 mit +3.6
Die Sommermonate mit der niedrigsten Summe waren, auf dem
1. Platz 1958 mit -7.3
2. Platz 2011 mit -6.5
3. Platz 2009 mit -6.3
4. Platz 2008 mit -4.5
Man kann jetzt am 21. August bereits sagen, dass 2019 alle 3 Sommermonate sowohl eine negative AO als auch eine negative NAO haben werden, die Summe wird voraussichtlich bei -6.0 liegen, damit ist mindestens der 4. Platz sicher. (Ergänzung am 6. September: Die Summe beträgt -5.9) Umso beachtlicher ist die Umkehrung der Zirkulation vom Sommer 2018 mit dem höchsten Wert zum Sommer 2019 mit dem 4. niedrigsten Wert. Aber diese grundlegende Änderung hat sich ja bereits im Mai angedeutet, ich habe dazu einen Beitrag geschrieben.
Zunächst die grundsätzliche Frage, wie hängen Sommer AO/NAO mit der Zirkulation im folgenden Winter zusammen:
Korrelation AO Sommer und Winter Geopotential 500hPa:
Korrelation NAO Sommer und Winter Geopotential 500hPa:
Die negative (positive) AO/NAO führt also zu positivem (negativem) Geopotential über Grönland, den Tropen, dem Nahen Osten bis Indien und tiefem (hohem) Geopotential im Bereich 20 – 50°N über dem Atlantik und im Bereich 30 – 60°N über Europa bzw. bis Westrussland.
Korrelation AO Sommer und Winter Bodendruck:
Korrelation NAO Sommer und Winter Bodendruck:
Bei AO deutlicher ausgeprägt als bei NAO, aber tendenziell ähnlich: Negative (positive) AO und NAO führen zu hohem (tiefem) Druck im Norden und tiefem (hohem) in den Subtropen und den mittleren Breiten.
Wie unterscheiden sich nun die Zirkulationsverhältnisse in den Sommermonaten zwischen den 4 Extremjahren und wie ordnet sich das Jahr 2019 hier ein?
Geopotential auf der 10hpa – Ebene:
In Sommern mit negativer AO und NAO findet man tieferes Geopotential im Äquatorbereich und über Nordwestrussland als in Sommern mit positiver AO und NAO.
Zum Vergleich Sommer 2019 (1.Juni – 19.August):
Das Bild entspricht den Sommern mit negativer AO/NAO.
Zonaler Wind auf der 10hPa – Ebene:
Zum Vergleich Sommer 2019:
Auch hier insgesamt eine Entsprechung.
Vektor Wind bzw. QBO auf der 10hPa – Ebene:
In den Sommern mit negativer AO/NAO befindet sich die QBO auf der 10hPa – Ebene (schon) in der Ostphase.
Zum Vergleich Sommer 2019:
QBO Ostphase
Vektor Wind bzw. QBO auf der 30hPa – Ebene:
In den Sommern mit negativer AO/NAO befindet sich die QBO auf der 30hPa – Ebene (noch) in der Westphase.
Zum Vergleich Sommer 2019:
QBO Westphase
Geopotential auf der 500hpa – Ebene:
Zum Vergleich Sommer 2019:
Große Ähnlichkeit über Grönland und dem Atlantik, die Geopotentialanordnung über Europa ist jedoch 2019 nach Westen verschoben.
Bodendruck:
Zum Vergleich Sommer 2019:
Erneut große Ähnlichkeit über dem Atlantik und Grönland, der tiefe Druck über dem Ural ist 2019 jedoch stärker ausgeprägt und das hat wiederum höheren Druck zwischen Mitteleuropa und Westrussland zur Folge.
SSTs des Atlantik:
Die typischen SSTs bei negativer NAO, von Nord nach Süd: warm, kalt, warm, kalt, bei positiver NAO umgekehrt.
Zum Vergleich Sommer 2019:
Entspricht negativer NAO.
Was ist nun bei dieser Ausgangsposition für den Winter zu erwarten, genauer gesagt, wie unterscheiden sich Winter nach stark positiver Sommer – AO/NAO (wie zum Beispiel 2018/19) von Wintern nach stark negativer Sommer – AO/NAO (wozu der Winter 2019/20 gehören wird). Dazu werden die jeweiligen Werte der Wintermonate nach positiver AO/NAO – Sommern von denjenigen nach negativen AO/NAO – Sommern subtrahiert.
Die voraussichtlichen SSTs im Atlantik Dezember – Februar 2019/20:
Entspricht negativer NAO.
Geopotential 10hpa – Ebene:
Zonaler Wind 10hPa – Ebene:
Vektor Wind 10hPa – Ebene:
QBO Ost, Dominanz der Ostwinde auf der NH (auf der 10hPa – Ebene)
Vektor Wind 30hPa – Ebene:
QBO auf der 30hPa – Ebene nun ebenfalls Ost
Geopotential auf der 500hPa – Ebene:
Zonaler Wind auf der 500hPa – Ebene:
Abnahme des zonalen Windes Neufundland – GB – Skandinavien, Verlagerung nach Süden in den Bereich 20 – 40°N, Nordafrika, Mittelmeer (typisch für negative NAO).
Vektor Wind 500hPa:
In der eigentlichen Sturmzone herrschen nun Ostwinde vor, der Westwindgürtel liegt südlicher zwischen 20 und 40°N, Schwerpunkt Nordafrika 20 – 30°N.
Zonaler Wind Boden:
Sturmzone unter Abschwächung nach Süden verlagert.
Vektor Wind Boden:
Auch am Boden Ostwinde in der eigentlichen Westwindsturmzone. Stärkere Westwinde an der amerikanischen Ostküste bei 40°N bis zum mittleren Nordatlantik sowie vor der nordwestafrikanischen Küste.
Bodendruck:
Bodendruck entspricht der negativen NAO.
Temperatur Boden:
Grönland warm – Europa kalt und umgekehrt.
Gruß
KHB