Hallo,
das Auftreten kalter Winter um das Sonnenfleckenminimum in (West – und) Mitteleuropa gab und gibt immer wieder Anlass für Diskussionen über den Anteil der Sonne an der Zirkulationsanomalie, die ja dann Ursache für die mitteleuropäische Temperatur ist. Leider gibt es keinen direkten Bezug, da auch milde oder sehr milde Winter in der Nähe des Sonnenfleckenminimums auftraten, es lässt sich also keine Regel ableiten, vielleicht eine Wahrscheinlichkeit.
Eine wissenschaftliche Studie, die mich auf die Idee gebracht hat, der Sache nachzugehen:
Sirocko/Brunck/Pfahl: Solar influence on winter severity in Central Europe
Geophysical Research Letters. Vol.39.16.
August 2012.
Oder auch:
Schwander/Rohrer/Brönnimann/Malik: Influence of solar variability on the occurance of Central European weather types from 1763 – 2009
Climate of the Past.
September 2017.
In der Studie von Sirocko/Brunck/Pfahl werden besonders die 1.Winter nach Sonnenfleckenminimum als Kandidaten für kalte Winter in Mitteleuropa genannt. Da auch der Winter 2019/20 in diese Kategorie fällt, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen.
Seit 1851 traten 15 Minima auf (seit diesem Datum gibt es auch Karten zu Bodendruck, Geopotential und Temperatur). Ich habe nun die durchschnittliche Temperatur der 5 Winter vor und nach Minimum für Deutschland berechnet und die Abweichung des betreffenden Winters dann auf diesen jeweiligen Durchschnitt bezogen. Auf diese Weise lässt sich ein solarer „Fingerabdruck“ erkennen.
Die 1.Winter nach Sonnenfleckenminimum und die Temperaturabweichung (in K) vom jeweiligen Durchschnitt:
1856/57: -0,2
1867/68: -0,1
1878/79: -1,5
1889/90: +0,8
1901/02: +0,7
1913/14: -0,2
1923/24: -2,4
1933/34: -1,0
1944/45: +0,7
1954/55: -0,4
1964/65: +0,5
1976/77: +0,2
1986/87: -2,2
1996/97: -1,9
2008/09: -1,4
10 Winter waren also im Vergleich zu ihrer Umgebung zu kalt, 5 zu mild. Im Durchschnitt beträgt die Abweichung -0,6 K. Es war kein ausgesprochener Strengwinter dabei, aber auch kein ausgesprochener Mildwinter. Dies spricht für verminderte Zonalzirkulation und damit vermehrte Meridionalzirkulation, wobei letztere nicht in jedem Fall Kälte für Mitteleuropa bedeutet.
Die Bodendruckabweichungen oben genannter Winter:
Die Geopotentialabweichungen auf der 500hPa – Ebene:
Die Temperaturabweichungen:
Anmerkung: In diesem Fall beziehen sich die Temperaturen auf den Durchschnitt 1981 – 2010 und deshalb erscheinen sie in der Arktis und Sibirien sehr tief. Über Deutschland ist die Abweichung von -0,6K gut wiedergegeben.
Die vermutete Zirkulationsanomalie ist bestätigt, im Durchschnitt hoher Druck im Norden, Schwerpunkt Nowaja Semlja, tiefer im Süden, Schwerpunkt westliches Mittelmeer, sowohl AO als auch NAO sind negativ.
Die größte positive Geopotentialanomalie befindet sich bei Südgrönland, die größte negative über der Iberischen Halbinsel.
Gruß
KHB