Hallo,
in den letzten Jahren gab es immer wieder Diskussionen zu dieser Thematik, insbesondere seit einige wissenschaftliche Studien (insbesondere von Cohen) erschienen. In diesen Studien wird ausgeführt, dass eine ausgedehnte Schneebedeckung Eurasiens im Oktober zu einem kalten Winter in Europa führt und umgekehrt eine geringe Schneebedeckung zu einem milden Winter.
Da auch in diesem Oktober die Schneebedeckung Eurasiens eine überdurchschnittliche Fläche umfasst, stellt sich erneut die Frage, ob dies ein Hinweis auf den Winter sein könnte bzw. anders gefragt, gibt es tatsächlich Unterschiede in der nordhemisphärischen Zirkulation der Wintermonate nach diesen unterschiedlichen Oktobern. Wenn es diese gibt, müssten sie eigentlich bei den Extremen am deutlichsten ausgeprägt sein.
In der 43. Kalenderwoche diesen Jahres (letzte Oktoberwoche) umfasste die Schneebedeckung Eurasiens eine Fläche von 17,01 Millionen km². Für eine 43. Woche bedeutet dies den 5. Platz seit 1966. Den 1. Platz belegt das Jahr 1976 mit 22,55 Millionen km², den 2. Platz 2014 mit 18,66 Millionen km², den 3. Platz 2012 mit 17,61 Millionen km² und den 4. Platz 1972 mit 17,25 Millionen km².
Die geringste Schneebedeckung in einer 43. Kalenderwoche hatte das Jahr 1988 mit 6,95 Millionen km², die 2.geringste das Jahr 1987 mit 7,48 km², die 3.geringste 1991 mit 8,87 Millionen km² und die 4.geringste 1992 mit 9,34 Millionen km².
Zuerst soll nun betrachtet werden, wie es zu dieser sehr unterschiedlichen Schneebedeckung kommen kann, immerhin ist diese im Jahre 1976 mehr als das Dreifache des Jahres 1988.
Geopotentialanomalie der Oktobermonate mit der höchsten Schneebedeckung in der 43. Woche in Eurasien:
Zum Vergleich der Oktober 2017 mit der 5.höchsten Schneebedeckung:
Hohes Geopotential im Norden, tiefes im Süden, also im Bereich 45 bis 65°N. Erwartungsgemäß müsste sich bei den Oktobern mit geringster Schneebedeckung das umgekehrte Bild ergeben:
Und in der Tat, die Verhältnisse sind genau umgekehrt.
Diese unterschiedliche bzw. gegensätzliche Ausgangsposition hinsichtlich Schneebedeckung und Zirkulation im Oktober, könnte ja eventuell zu unterschiedlicher Zirkulation im Winter führen. Ich stelle deshalb nun den 4 Jahren mit höchster Schneebedeckung die 4 Jahre mit geringster Schneebedeckung gegenüber, dabei verwende ich den Bodendruck, um die Unterschiede verständlicher zu gestalten und ergänze dies jeweils durch eine Karte zu den Temperaturunterschieden. Es ist zu beachten, dass die gezeigten Differenzen sich auf die Gegenüberstellung der beiden Extreme beziehen und nicht auf den Unterschied zum langjährigen Mittel. Ich möchte ja aufzeigen, ob es überhaupt Unterschiede gibt und wenn ja, wo sie auftreten.
Bodendruckanomalien der 4 Novembermonate nach größter Schneebedeckung im Oktober minus Bodendruckanomalien der 4 Novembermonate nach geringster Schneebedeckung im Oktober:
In Novembern nach hoher Schneebedeckung im Oktober ist der Bodendruck im Norden Eurasiens sowie im europäischen Russland höher als in Novembern mit geringer Schneebedeckung im Oktober, der Bodendruck über den Britischen Inseln im Besonderen sowie über West – Mittel – Südwesteuropa im Allgemeinen ist tiefer, über dem mittleren Nordatlantik höher und vor der amerikanischen Ostküste tiefer, ebenso vor der amerikanischen Westküste und auch von Ostafrika über Indien, China bis Japan. Diese Konstellation begünstigt eine weitere Zunahme der Schneebedeckung in Sibirien / Asien.
Gegenüberstellung Temperatur:
Nach Oktobern mit hoher Schneebedeckung sind die Temperaturen im Süden Sibiriens als auch im Norden Chinas tiefer als in Novembern nach Oktobern mit geringer Schneebedeckung, dies begünstigt eine weitere Ausbreitung der Schneebedeckung nach Süden. Die Temperaturen bei Spitzbergen dagegen sind um mehr als 10 K höher als in Novembern nach geringster Schneebedeckung im Oktober, höher sind sie auch in Mittel – und Osteuropa sowie im gesamten arktischen Bereich.
Dezember: Gegenüberstellung Bodendruck:
Das Bild ist recht klar strukturiert, höherer Bodendruck entlang der Nordküste Russlands, Schwerpunkt Nowaja Semlja (nach Oktobern mit höchster Schneebedeckung), ebenso Nordatlantik südlich Grönlands, tieferer Druck über den Britischen Inseln, West – und Mitteleuropa, südlich der Aleuten sowie über China und Japan. Die größten Unterschiede betreffen also die Britischen Inseln und Nowaja Semlja.
Gegenüberstellung Temperatur:
Tiefere Temperaturen nahezu im gesamten Sibirien sowie in China nach Oktobern mit hoher Schneebedeckung, in Mitteleuropa zeigen sich keine nennenswerten Unterschiede, bei Spitzbergen sind die Temperaturen um etwa 12 K höher.
Januar: Gegenüberstellung Bodendruck:
Der Schwerpunkt der Unterschiede ligt jetzt über Mitteleuropa, den Alpen und Norditalien sowie entlang der Nordküste Russlands.
Gegenüberstellung Temperatur:
In Eurasien sowie im Osten der USA sind die Temperaturen in Januaren nach größter Schneebedeckung im Oktober niedriger als in Jahren mit geringster Schneebedeckung, höher sind sie im arktischen Bereich, insbesondere bei Spitzbergen mit 12 K Differenz.
Februar: Gegenüberstellung Bodendruck:
Auch im Februar zeigen sich die größten Unterschiede über Mitteleuropa, außerdem über Alaska, Nordwest – Kanada, über Grönland und entlang der Nordküste Russlands.
Gegenüberstellung Temperatur:
Nun zeigt sich auch die Arktis in Februarmonaten nach höchster Schneebedeckung im Oktober kälter, auch im Osten der USA, Nord – und Mitteleuropa sowie erneut in Sibirien.
März: Gegenüberstellung Bodendruck:
Obwohl der März nicht mehr zum meteorologischen Winter gehört, setzt sich die Zirkulation der Vormonate fort, höherer Druck im Norden, tieferer im Süden nach Oktobermonaten mit höchster Schneebedeckung.
Gegenüberstellung Temperatur:
Die größten Temperaturunterschiede erkennt man jetzt entlang der Nordküste Alaskas, Kanadas und Russlands sowie über Grönland / Davisstraße. Über Mitteleuropa sind die Unterschiede gering.
Fazit: Zwischen den Extremen gibt es zweifellos Unterschiede in der winterlichen Zirkulation, die auch und gerade Mitteleuropa betreffen. Und man kann auch feststellen, dass die Temperaturen der Wintermonate und des März nach Oktobern mit höchster eurasischer Schneebedeckung Ende Oktober in Mitteleuropa tiefer liegen als in den Monaten nach geringster Schneebedeckung im Oktober. Dies sagt jedoch noch nichts über die Winterstrenge aus: Alle 4 Winter bzw. Zeiträume Dezember bis März nach Oktobern mit geringster Schneebedeckung im Oktober waren mild bis sehr mild, sozusagen erwartungsgemäß. Jedoch waren auch die 4 Winter nach höchster Schneebedeckung im Oktober mild bis durchschnittlich, lediglich, wenn man den März 2013 noch hinzunimmt, könnte man sagen, dass der Zeitraum Dezember 2012 bis März 2013 „kalt“ war. Aus diesem Grund lässt sich für die Temperaturen Mitteleuropas in den nächsten Monaten wenig ableiten, vielleicht dieses, es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit kälter sein als im Durchschnitt der Winter 1987/88, 1988/89, 1991/92 und 1992/93.
Gruß
KHB